Über das zufällige Treffen des Menschen in einem Menschen.
Das zahme Leiden einer spirituellen Jugend
Der Trott in dem "wir Menschen" täglich gefangen sind - ein weniger tiefer Zugang zu uns selbst und anderen, ein materiellerer Ablauf von "Lebenssinn" - er läßt den bewußter-Tieferen unter uns eine Art Zeitfenster offen, ihre "fellows in the flesh" angemessen einzuschätzen und kennenzulernen. Die Feinheit, die Brillianz der Geister, die sich in Brüderlichkeit verwandelt ist noch weitaus mehr im Sinne unserer eigentlichen Natur, wie ich ahnen muß, als solche Feinheit und Brillianz, die den Hauch der Distanz nur etwas zu verlängern sucht. Die Eigenschaft der Gnade auf die eigenen Fenster und Möglichkeiten anzuwenden zeichnet unsere Brüder aus.
Am Schlimmsten ist die 'Liebe', die sein könnte, würde sich einer öffnen, der es nicht tut - noch schlimmer ist es, wenn einer das Tor aufhält, durch das der andere nicht schreiten wird (oder will), und inmitten des Tores schon ein neues Sozialgefühl spürt, das es nun wieder zu verlassen gilt. Die Brüderschaft fordert, selbst die Wahl zur Einsamkeit - die oft die (vielleicht unbewußtere) Wahl zur scheinbar größeren Lebensnähe bedeutet - brüderlich zu akzeptieren, wie ein Vater einen Fehler des Kindes akzeptiert, ohne Vorwurf, mit dem stetig hintergründigen Angebot einer weiteren, näheren Lebenserfahrung.
Sehen wir nun durch unsere und andere Fenster ohne jene Sentimentalität des Könnteseins, mehr mit der schaffenden Eigenschaft des Mitgestaltens, erzeugen wir ein Miteinander diesseits des Wunschvorhangs, hinter dem es eigentlich nichts gibt. Treffen wir hier "zufällig" einen Menschen, verfolgt dieser mit seinen Sichten und Worten dieselben Wünsche, und wir können ihn für seine persönliche Näherung so akzeptieren, als wäre er ein unentfernbarer, niemals eintretender, wahrgewordener Wunsch. Selbst aber das Wundern darüber würde nur sanft und mit Verständnis liebend geschehen, kein Trara und Gebrüll, kein Vorzeigen und nichts Fremdes geschieht hier: wir wissen, daß im leichten Treffen von uns "Menschen" das eigentliche sanfte Geschehen des Miteinander-Redens geschieht. Wir respektieren es: unsere absoluten Wünsche und entferntgewordenen Sehnsüchte transferieren und transformieren sich in die Verbautheiten, Komplexe und Verklemmtheiten, Sehnsüchte und Plumpheiten der einfachsten Menschen: wir respektieren sogar die uns lang scheinende Zeit, die sie benötigen, denn es scheiterte schon einmal an der Zeit, die wir ihnen nicht geben wollten.
Wir sind von einem fernen Stern, wir sind von einer Welt, die der diesen Zeit zu schenken hat, in allem Streß - wir können an ihm Leben lassen, und doch haben wir unsere Heimat nie verlassen. Das Erlebnis, daß wir uns "zufällig" treffen, den Erkennenden (widerum) erkennen - das ist das strebsam Erfüllte, das in großer Lebensspannung Entspannte, das reif sich Begegnende, in einer Vorformwelt, die in uns nur ihresgleichen suchen konnte.
nohau - 26. Feb, 19:05