Anatomische Vergegenwärtigungen
Die Halswirbelsäule (HWS) ist der beweglichste Wirbelsäulenanteil überhaupt. Die Seitenansicht (Sagittalebene) zeigt gewöhnlich eine Einwärtsschwingung (Lordose).
Die Gelenkflächen der Facettengelenke (Zygapophysialgelenke) stehen in der Sagittalebene 45° zur Horizontalen geneigt, hier gleiten die beiden oberen Gelenkflächen des unteren Wirbels und die beiden unteren Gelenkflächen des oberen Wirbels aufeinander bzw. gegeneinander. Die einzelnen Halswirbel (Cervikalwirbel, C1 bis C7) zeigen zum Teil unterschiedliche Beweglichkeit, gerade die oberen beiden, C1 (Atlas) und C2 (Axis), müssen für sich betrachtet werden. Die Bezeichnung C0 (lies: "C null") bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Gelenkkondylen des Schädels am Hinterhaupt (Okziput), der auf dem Atlas ruht. Die Vorstellung, daß Atlas das Himmelsgewölbe tragen muß, hat etwas von Demut, wenn zugleich auch etwas Anmaßendes. Aber ich finde, daß uns dies auch den Respekt zeigt, den wir vor der Halswirbelsäule als Behandler haben müssen.
Die erste Bandscheibe befindet sich im Segment C2 (also zwischen den Wirbeln C2 und C3). Die Segmente C0 und C1 haben keine Bandscheiben.
Wir können einteilen in eine obere, mittlere und untere Halswirbelsäule. Maitland gibt den einzelnen Bereichen einprägsame Regionsbezeichnungen:
- C0(C1) bis (C2)C3 - obere HWS ("Kopf auf Nacken")
- (C2) C3 bis C5 - mittlere HWS ("Nacken auf Nacken")
- C5 bis C7 - untere HWS ("Nacken auf Rumpf")
Er trifft hier eine weitere begriffliche Unterscheidung zwischen der
oberen HWS (C0-C3) und der
hochzervikalen HWS, wobei er letztere so nennt, wenn er nur die Segmente C0-C2 meint.
Funktionelle Bewegungen?
Gekoppelte und
Nichtgekoppelte Bewegungen helfen uns, die Halswirbelsäule besser (passiv bzw. segmental) zu bewegen. Die Bewegungen Rotation, Lateralflexion und entweder Beugung oder Streckung sind dabei auf bestimmte Weise miteinander
gekoppelt. Ändert man eine Komponente der auf diese Weise physiologisch miteinander zusammenhängenden Bewegungen (üblicherweise die Richtung der Rotationskomponente), erhält man eine Nichtgekoppelte Bewegung (frühere Bezeichung: "Kombinierte Bewegung").
Eingehend beschäftigt sich mit diesen Zusammenhängen die Biomechanik, speziell die Arthrokinematik. Die Bewegungen die unseren natürlichen Bewegungen im Alltag ähnlicher sind, sind die gekoppelten Bewegungen, sie zeigen ein weiches und flüssiges Bewegungsende. Gekoppelte Bewegungen eignen sich zur Gelenkverriegelung, zur therapeutischen Fixation von einer oder mehreren Bewegungskomponenten und haben ein härteres Endgefühl.
Lovett und v.a.
Fryette sind die Gentlemen, die den Begriff der Bewegungskopplung der Wirbelsäule geprägt haben; die von ihnen beschriebenen Bewegungen gelten aber als teilweise widerlegt bzw. nur eingeschränkt anwendbar. In den MET-Techniken der Osteopathie spielen sie aber doch eine große Rolle.
Gekoppelte und Nichtgekoppelte Bewegungen der HWS
Im Unterschied zur BWS und LWS gilt das (gekoppelte/nichtgekoppelte) Bewegungsverhalten der HWS als
unabhängig von Flexion und Extension.
- Rotation und Lateralflexion in die gleiche Richtung sind gekoppelt
- Rotation und Lateralflexion in die Gegenrichtung sind nichtgekoppelt
Typische Symptomatiken der HWS
- Übertragungsschmerz in den Kopfbereich - ausgelöst in der oberen HWS (aber auch durch TrP's in den Mm. trapezius, semispinalis capitis, splenius cervicis, sternocleidomastoideus etc.)
- Facettensyndrom - vor allem typisch für die mittlere HWS
- Durch die Bandscheibe ausgelöste Beschwerden - eher typisch in der unteren HWS, bedingt durch die Änderung der Beweglichkeit im CTÜ (cervico-thorakaler Übergang)
Sicherheitsteste der HWS
- Vaskulärer Test (A. vertebralis)
- Stabilitätstests
- Neurologische Tests
Quellen / siehe auch:
Maitland 2005
Kaltenborn 2004
Travell 1999
Liem 2000
nohau - 14. Jun, 20:57